Das Zeichnen ist nah am Jetzt, an dem wie Welt ist, wie sich Zustände anfühlen und regulieren.Wahrnehmungen & Reaktionendas ist vielleicht das noise level der Arbeiten.
Anabel Leiner
Zarte Linien in leuchtenden Farben fügen sich zu Strichbündeln, verdichten sich zu Feldern, deren System wechselseitiger Ausrichtung von amorphen Strukturen aufgebrochen wird. Tastend schieben sie sich in die Formation und bringen die Ordnung zum Kippen. Aufgefangen wird der Umschwung von den ausschlagenden, neonfarbenen Frequenzkurven am unteren Blattrand der Zeichnung mit dem Titel if not now. Ein weiteres Gegengewicht setzen die zwei ovalen Formen in der Mitte des 100 x 100 cm messenden Blattes. Während die größere, grüne wie ein Depot mit einzelnen Elementen zeichnerisch gefüllt ist, rahmt die kleinere – scheinbar nichts. Sie verweist auf den Bildgrund und betont die Präsenz des Blattes, das hier nicht nur Bildträger, sondern vielmehr ein wesentliches Gestaltungselement ist. Denn statt eines Horror vacui, also der Scheu vor der Leere, begegnet in den Zeichnungen von Anabel Leiner der Mut zur freien Fläche… (Anne Simone Krüger)

Annabel Leiner – RUNNING UP THAT HILL. Mit einem Text von Anne Simone Krüger. Berlin 2022.

Weitere Informationen zum Katalog gibt es hier: https://anabelleiner.de/.