Von Sampling, Substituten und holistischen Systemen.

Der Begriff einer strukturierten Opulenz beschreibt das künstlerische Universum des deutsch-französischen Künstlers Jérôme Chazeix wohl mit Abstand am besten. In seinen Ausstellungen befeuert er die Sehnerven der Besucher*innen mit einer Vielfalt visueller Reize. Teils schrill in der Farbzusammenstellung, teils ausufernd in der Masse an Informationen, sampelt Chazeix die Geschichte der Menschheit in immer wieder neuen Variationen. Abbildungen von Artefakten und Kunstwerken aus den unterschiedlichsten Epochen werden ihrer linearen Entstehungsgeschichte entzogen und nebeneinander platziert, die kulturelle Entwicklung des Homo sapiens verflüssigt sich zu einem Bildermeer auf Fototapete, der Ausstellungsraum wird zum Gesamtkunstwerk. Alles ist hier Bild, alles Kunst. In Form von Videoarbeiten beginnen sich die Bilder zu bewegen, in Installationen und skulpturalen Arbeiten kondensieren sie zu Objekten, die sich in Form von Figuren mit menschlichen Proportionen unter die Besucher*innen mischen. Die Untermalung von Video-Arbeiten mit Elektro-Beats lädt zusätzlich ein, sich in die alles überziehende Bildlichkeit hineinfallen und treiben zu lassen. So wird man gleich zu Beginn „verschluckt“, tritt, wie im Künstlerhaus Göttingen 2025, durch den weit geöffneten Schlund einer überdimensionierten grotesken Maske wie durch ein Tor in eine andere Welt ein.

Artefakte als Substitute. Oder: Von Schein und Sein. Diese andere Welt mag stellenweise zunächst als ethnologisch-kunsthistorische Kartografierung erscheinen. Authentisch ist jedoch nur ein Teil der Artefakte. Bei vielen von ihnen handelt es sich dagegen um Substitute, nachempfundene „Ersatzmittel“. Chazeix „erfindet“ diese Archetypen in Anlehnung  an die Originale und in Entsprechung zu unserem Erleben der Welt. Wir sind es gewohnt die Umwelt aus zweiter Hand zu konsumieren, digitale Devices sind für unsere Wahrnehmung elementar geworden…