Als Gallery Managerin von GUDBERG NERGER habe ich die große Freude, am Freitag den 2.11. die Ausstellung „Rayk Goetze – Dark Ruhm“ zu eröffnen. Der Künstler wird anwesend sein.
Dark Ruhm – dieser Titel ist so vielschichtig, wie die Malerei des Leipziger Malers Rayk Goetze, dessen erste Solo-Ausstellung in Hamburg vom 2. November bis zum 1. Dezember in den Räumen von GUDBERG NERGER gezeigt wird. Die Bilder spielen mit dem Wortklang, öffnen verschiedene Assoziationsfelder und bleiben dabei immer der Malerei als der eigentlichen Hauptprotagonistin treu. Figuration und Abstraktion verbinden sich in Goetzes Bildern zu dynamischen Kompositionen, die nicht nur mit der Form arbeiten, sondern die Oberfläche, die Struktur des Farbauftrags, die Texturen der Pinselstriche oder Rakelzüge als gleichwertig ansehen. So eröffnen diese Werke Bildräume, die aufgrund ihrer dynamischen Oberfläche von innen heraus zu vibrieren scheinen.
Räume, dunkle Räume, sogenannte „Dark Rooms“ finden sich auch im Wortklang des Titels. Sie bezeichnen die nur schummrig beleuchteten Räume der Partyszene. Nachtschwärmer sind dort unterwegs um all das zu leben, wofür am Tage kein Raum ist und von dem manches möglicherweise besser im Dunklen bleibt. Rayk Goetze liefert keine direkten Einblicke in diese Räume, doch könnte der mysteriöse Eingang in Elsterbad 1 durchaus die Tür in einem Nachtclub sein. Und sind die beiden Frauenfiguren in Anordnung und Anordnung II nicht auffallend nackt? Stehen sie dem Maler im Atelier Modell oder sind die abstrakten gestalteten Kreise im Hintergrund das nächtliche Leuchten des Underground? Hier wird es metaphorisch, denn auch das Atelier des Künstlers ist im weitesten Sinne ein „Darkroom“, diesmal jedoch im Sinne der Übersetzung als „Dunkelkammer“. Denn so wie dort Fotografien das Licht der Welt erblicken, so werden im Atelier Bilder „geboren“ und Ideen eine bildliche Form verliehen. Dunkel gestrichen und damit ein Gegenpol zum klassischen White Cube sind aber auch die Räume von GUDBERG NERGER, die ebenfalls ein Ort der Bilder sind. Viele Facetten des Dunklen prallen in der Ausstellung also aufeinander und produzieren doch in gewisser Weise Licht: Denn Bilder beleuchten stets Aspekte der Welt, die – wenn sie nicht in Farbe gestaltet werden – im Dunkeln blieben.
Und dann ist da noch der Ruhm. Wer verleiht Ruhm? Und wer macht in sich zu eigen? Ist der Ruhm überhaupt vorhanden? Oder ist der Dark Ruhm, wie ein schwarzes Loch, eine dunkle Entsprechung des „hellen Ruhmes“? Es ist wissenschaftlich belegt, dass im All schwarze Löcher eine so starke Gravitation haben, dass nichts ihre Umgebung verlassen kann. Die enorme Wirkung des Unsichtbaren.
Die Bilder von Rayk Goetze besitzen eine immense Anziehungskraft. Diese Malerei lebt aus der Farbe heraus. Fast greifbar gestaltet der Künstler die Faltenwürfe der Gewänder seiner Figuren, Farbe wird hier in ihrer Materialität erfahrbar, Begriffe wie Oberfläche, Auftrag oder Struktur erhalten in dieser Malerei eine neue Gültigkeit. Offen sind jedoch die Erzählungen. Manches wird nur angedeutet, vieles der Imagination des Betrachters anheim gegeben. Womit wir wieder beim Dark Ruhm in all seinen Aspekten sind, der ebenfalls davon lebt, dass das, was dort vorgeht, im Wesentlichen unserer Phantasie überlassen bleibt.
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