Ausstellungseröffnung in der Greskewitz Kleinitz Galerie
Hamburg am 12.05.17
Im Jahr 2008 lebten erstmals mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, Tendenz steigend. Das Jahrtausend der Städte ist angebrochen, eine Zeit, die zunehmend von einem neuen Raumdenken geprägt ist. Unsere Umgebung hat sich im Zuge von Industrialisierung und postmoderner Architektur maßgeblich gewandelt. Dies spiegelt sich auch in der Kunst wieder. Statt verträumter Landschaftsmalerei, die den Blick in die Ferne schweifen lässt, widmen sich die Künstler diesem neuen, eigenwilligen Lebensraum, der sich durch das vertikale Streben immer höher werdender Gebäude und eine reduzierte Ästhetik in Glas, Stahl und Beton auszeichnet. In Entsprechung dazu haben sie in notwendiger Konsequenz die klassische Gattung der ‚Stadtansicht’ aktualisiert.
Fern von der Vedutemalerei, die seit dem 17. Jahrhundert besonders in Italien verbreitet war und uns historische Stadtansichten überliefert hat oder den impressionistischen Ansichten der Pariser Boulevards haben sie neue, angemessene Formen der Darstellung gesucht und gefunden. Bezeichnend ist dabei, dass es in erster Linie äußerst subjektive Perspektiven sind. So zeigen die vier künstlerischen Positionen der Ausstellung „Man and the City“ in bester postmoderner Manier, dass sich die Stadtansichten im 21. Jahrhundert gerade durch die individuelle Herangehensweise an das Sujet auszeichnen. Es wird ein Pluralismus gepflegt, der angesichts des scheinbar banalen Themas erstaunlich ist.
Carsten Kaufhold, der an der Universität der Künste in Berlin studierte, präsentiert in seiner Malerei ein utopisches Berlin. In menschenleeren Bildern fängt er leise Momente einer Stadt ein, die üblicherweise durch Chaos und Dreck von sich reden macht. Die Zeit steht seltsam still in diesen Arbeiten, die sich durch ihr warmes Licht und ihre technische Perfektion auszeichnen.
Ganz anders nimmt Alexander Rosol den urbanen Raum war. Der in Regensburg ansässige Künstler zeigt den Prototyp der Megacity aus überraschenden Blickwinkeln, die den Fokus auf die Wirkung der Strukturen der Architektur setzen und Mithilfe von Unschärfe eine faszinierende Räumlichkeit generieren.
Charakteristisch für Georg Dienz Werke dagegen ist die Konzentration auf momenthafte Szenen, die auch den Menschen miteinbeziehen und die Frage stellen, wie er sich die Stadt zu eigen macht. Der Mensch steht auch im Mittelpunkt von Hinrich Van Hülsens künstlerischem Schaffen. In surrealistisch anmutenden Szenarien bildet er unser Verhältnis zur Landschaft als Gegenpol der Stadt ab und lässt die Frage offen, wie weit wir uns von unserem ursprünglichen Lebensraum – der Natur – entfernt haben.
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